Es gibt Orte, bei denen man nicht unbedingt damit rechnet, sie zu Lebzeiten noch zu betreten. Gut… die Aussage ist in dem Fall vielleicht etwas übertrieben, aber trotzdem nicht ganz falsch.

Und es gibt Orte, die einen gefühlt in eine ganz andere Zeit versetzen. Da wo es mich neulich hin verschlagen hat, trifft definitiv beides zu.

Es sollte mich eigentlich nicht wundern, dass es mal wieder ein menschgewordenes musizierendes Federviech war, das es mit mir im Schlepptau in eine altehrwürdige Institution geschafft hat: Den Bayerischen Rundfunk in München.

Nun bin ich der Branche ja nicht ganz fremd und hab schon eine gewisse Vorstellung, wie so ein Studio aussieht. Aber mit dem, was ich da betreten durfte, hatte ich dann doch nicht gerechnet. Während sich das Gebäude äußerlich noch recht gut in der Münchner Architektur versteckt, wird einem spätestens beim ersten Schritt in das riesige, schiefervertäfelte Foyer bewusst, dass das hier aus einer ganz anderen Zeit stammt.

Und das ist gut so. Denn so beeindruckend ich das Bauwerk finde – hätte man das gerade erst so hingestellt, könnte ich mich glatt dazu verleiten lassen, die Sinnhaftigkeit von GEZ-Gebühren in Frage zu stellen… 🤔😜

Das genaue Baujahr kenn ich nicht, aber was einem hier deutlich vor Augen geführt wird, ist dass der Rundfunk vor ein paar Jahrzehnten noch einen ganz anderen Stellenwert hatte. Ganz unbekümmert von YouTube, Streaming-Diensten und wahrscheinlich sogar der Konkurrenz von Privatsendern, scheint es ganz selbstverständlich gewesen zu sein, diesen Stellenwert auch darzustellen.

Es ist aber nicht nur die Architektur, die einen im ersten Moment überwältigt, sondern auch die Menschen, die darin rumwuseln. Genauer gesagt die Menge der Menschen. Was hier an Personal am Start ist, nur um ein kleines Musikvideo für einen Solo-Künstler zu produzieren, ist zugleich surreal und beneidenswert. Gerade wenn man es gewohnt ist, deutlich aufwändigere Video-Produktionen mit 2-3 Leuten oder gar alleine zu stemmen, könnte man hinterfragen, wie zeitgemäß das noch ist…

Oder aber, ob man nicht doch wieder etwas mehr in ein Medium investieren sollte, dass vielleicht nicht mehr im TV, dafür aber auf vielen anderen Plattformen weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Nunja. Am Ende sind wir mit vielen Eindrücken, aber auch einer gewissen Melancholie wieder nach Hause gefahren. Denn unsere Produktion war wohl eine der letzten, die zu Lebzeiten dieses Studios darin stattgefunden hat.

dermichael·net